Medienberichte
zur Schweizer Meisterschaft
in Lugano

 

Montag, 10. Januar 2000

Eiskunstlauf-SM: Die Luzernerin Kimena Brog Meier wird um den Sieg betrogen

Skandal-Entscheid in Lugano

Die noch nicht 13-jährige Luzernerin Kimena Brog Meier ist Vize-SchweizerMeisterin. Um den Sieg wurde sie an der SM in Lugano allerdings betrogen.

VON ERIC EISNER

Was das Luzerner Eislauftalent Kimena Brog Meier im Eisstadion Resega geschafft hat, hat die Fachwelt verblüfft. Die Kantonsschülerin, die erst in einigen Wochen 13 Jahre alt wird, hat schon am Freitag ihr grosses Können gezeigt und nach dem Kurzprogramm vor ihren schärfsten Konkurrentinnen Nicole Skoda (Illnau-Effretikon) und Sarah Meier (Bülach) die Zwischenrangliste angeführt. Dass die als «Eisküken» apostrophierte Kimena nervlich auch das Kür finale schadlos überstehen würde, hatten ihr nur wenige zugetraut. Die frisch gebackene Vizemeisterin, deren Leistungen vom gut gelaunten Publikum mit anerkennendem Applaus quittiert wurden, zeigte am Samstag eine mit grossen Schwierigkeiten gespickte Kür.
Während Kimena Brog Meier an den zweiten Swiss-Series-Qualifikations-wettkämpfen in Luzern infolge der grossen nervlichen Belastung einen Sturz zu verzeichnen hatte, durfte sie mit ihrer in Lugano gezeigten Leistung mehr als zufrieden sein. Ihre Kür beinhaltete eine Sprungkombination Dreifachtoeloop/Dreifachtoeloop, sechs Dreifachsprünge und weitere Schwierigkeiten. Zudem versuchte sie sich erneut am dreifachen Axel, den vor ihr erst zwei Läuferinnen in einem Wettkampf standen.

«Fehlentscheid» mit Konsequenzen

Für viele unbegreiflich fiel der 5:4-Entscheid des Preisgerichtes aus: Nicht die bessere und schwierigere Kür von Kimena Brog Meier wurde mit dem ersten Platz belohnt, sondern jene von Sarah Meier, welche ­ auch das der allgemeine Tenor ­ nie den ersten Platz verdient hätte. Sogar der Präsident des Verbandes, Roland Wehinger, sprach von einem «Fehlentscheid». Er kündigte vor den Medienvertretern an, dass dieser Entscheid Konsequenzen haben werde. In Zukunft werde die Zusammensetzung des Preisgerichtes «nicht mehr der technischen Kommission überlassen». Noch härter ins Gericht mit dem Preisgericht ging die Betreuercrew der Luzernerin, die von «offenem Skandal» sprach.
Dass die junge Luzernerin, die nach ihrer Kür wie eine sichere Siegerin aussah und bereits entsprechend gefeiert wurde, Mühe bekundete, diese für sie «unerklärliche Niederlage» zu verkraften, ist verständlich. Kein Wunder, dass man in der Resega von einer «gestohlenen Goldmedaille» sprach. Offensichtlich hat das Preisgericht jener Läuferin, welche die Schweiz an internationalen Anlässen vertreten kann, den Meistertitel zuschanzen wollen. Auf Grund ihres Alters kann Kimena nämlich erst im Jahr 2001 an den Junioren-Weltmeisterschaften und 2002 an den Elite-Weltmeisterschaften teilnehmen. Vom Internationalen Eislauf-Verband wird ein Mindestalter von 14 Jahren gefordert. Weil Kimena Brog Meier noch nicht einmal 13 Jahre alt ist, hätte sie eigentlich nur bei den Juniorinnen starten dürfen. Der amtierenden Meisterin in dieser Kategorie wurde aus sportlichen Gründen vom Verband eine Sonderbewilligung erteilt, sodass sie erstmals in ihrer Karriere mit den Eliteläuferinnen in der höchsten Kategorie an den Start gehen durfte.

Talentförderung zeigt Früchte

Das Vertrauen, das ihr das leitende Gremium des Schweizer Eislauf-Ver-bandes (SEV) entgegengebracht hat, hat die Vertreterin des Eisklubs Luzern (EKL) mit ihrem zweiten Platz in jeder Beziehung gerechtfertigt. Kimena Brog Meier, die seit Jahren mit ihrer Trainerin Gabi Gisler (Luzern) zusammenarbeitet, hat bewiesen, dass die seit Jahren in Luzern betriebene Talentförderung Früchte trägt. Mit ihren sportlichen Fähigkeiten macht sie es möglich, dass die Schweiz mit ihr und der Meisterin Sarah Meier (16) in Zukunft auf ein hoffnungsvolles Duo bauen kann, von dem auch international einiges zu erwarten ist.
Von den andern beiden Innerschweizerinnen, die sich im Zwölferfinalfeld für Lugano qualifiziert hatten, schnitt die für den Eisklub Luzern gestartete Simone Frunz am besten ab. Obwohl ihr im Kurzprogramm nicht alles wunschgemäss gelang und sie den ersten Finalteil nur auf dem 6. Platz beendete, traute man ihr am Samstag eine Rangverbesserung zu. Leider gelang auch ihre Kür nicht nach Wunsch, sodass sie schliesslich auf den 8. Schlussrang zurückfiel. Die Zugerin Fabienne Stoop wiederholte in etwa ihre in den Qualifikationswettkämpfen erbrachten Leistungen. Im Kurzprogramm wurde sie Zehnte, in der Kür belegte sie allerdings den letzten Platz, sodass sie in der Schlussrangliste auf den 12. Rang zurückfiel.


Lugano. Schweizer Eiskunstlauf-Meisterschaften, Schlussklassemente. Männer: 1. Patrick Meier (Winterthur) 1,5. 2. Oscar Peter (Arosa) 3,0. ­ Frauen: 1. Sarah Meier (Bülach) 2,5 (Kür 1.). 2. Kimena Brog Meier (Luzern) 2,5 (Kür 2.). 3. Nicole Skoda (Illnau-Effretikon) 4,0. 4. Corinne Djoungong (Genf) 7,5. 5. Jennifer Schmid (Wallisellen) 8,0. 6. Martine Adank (Bern) 9,0. 7. Simone Walthard (Zürich-Oerlikon) 10,5. 8. Mélanie Baumann (Küsnacht) 11,5. 9. Nicole Burkhard (Bern) 13,5. 10. Nadja Felix (Davos) 13,5. ­ Eistanz: 1. Eliane und Daniel Hugentobler (Frauenfeld) 2,0. ­ Junioren: 1. Jamal Othman (Bern) 1,5. 2. Raphael Bohren (Genf) 3,0. ­ Juniorinnen: 1. Lucie-Anne Blazek (Lugano ) 1,5. 2. Cornelia Rast (Illnau-Effretikon) 4,0. ­ Junioren Eistanz: 1. Daniela und Fabian Keller (Mittelrheintal) 2,0. ­ Seniorinnen (Mindestalter 19 Jahre ohne Goldtest): 1. Andrea Bolli (Winterthur) 2,5.

 

REAKTIONEN
«Ich verstehe die Eltern von Kimena»

-Gabi Gisler (Trainerin von Kimena Brog Meier): «Kimena lief hervorragend. Sie war eindeutig die bessere Läuferin.»

-Roland Wehinger (Präsident des SEV): «Ich begreife, dass die Eltern von Kimena wütend und enttäuscht sind. Auch erfahrene internationale Preisrichter sind der Meinung, dass die Luzernerin klar gewonnen hat.»

-Kurt Meier (Vater von Kimena): «Hätte Kimena gepatzt, wäre ich der Erste, der Sarah Meier den Sieg gegönnt hätte. Kimena lief aber sensationell, deshalb fühlen wir uns betrogen.»

-Kimena Brog Meier: «Als ich das Eis verliess, war ich überzeugt, gewonnen zu haben.»

-Sarah Meier (Schweizer Meisterin):«Was, ich habe gewonnen? Das glaube ich ja nicht. Kimena ist toll gelaufen. Ich hätte es auch verstanden, wenn ich Zweite geworden wäre.»

EE


b-purple.gif (952 Byte)zurück zu Medienberichte

b-purple.gif (952 Byte)

b-purple.gif (952 Byte)Deutsch.gif (593 Byte)

b-purple.gif (952 Byte)Francais1.gif (625 Byte)

b-purple.gif (952 Byte)English1.gif (599 Byte)

b-purple.gif (952 Byte)Home

b-purple.gif (952 Byte)@Webmaster


Copyright © 2000 Wolfgang F. Stummer
Last Up-date: 28.02.2001