nbt-logo.gif (2819 Byte)    Mittwoch, 5. September 2001
Sarah Meier
Der erfolgsverwöhnten Bülacher Eiskunstläuferin Sarah Meier bleibt nicht mehr viel Zeit, sich im Liegestuhl zu sonnen. Die kommende Eis-Saison mit vielen sportlichen Höhepunkten steht unmittelbar bevor.
(Bild: Bernie Bernhard)

Die Olympischen
Spiele als Saison-
Höhepunkt

Die Bülacher Eiskunstläuferin
Sarah Meier setzt voll
auf Spitzensport

Noch hat die 17-jährige, zweifache Schweizermeisterin und Fünfte der Europameisterschaft 2001 im Eiskunstlauf, Bülacherin Sarah Meier Zeit, sich im elterlichen Garten ab und zu im Liegestuhl an die spätsommerliche Sonne zu legen, die Zeit der Bewährungsprobe ihres grossen Könnens, das sie in der vergangenen Saison mehrfach bewiesen hat, kommt aber mit Riesenschritten auf sie zu. Neben Europa- und Weltmeisterschaften stehen diesen Winter die Teilnahme an den Olympischen Spielen — der Traum jedes Spitzensportlers, zuoberst auf ihrer Wunschliste.

von Bernie Bernhard

Sarah Meier führt weitgehend kein Leben wie andere junge Mädchen. Spitzensport hat beim grossen Eiskunstlauf-Talent im Moment absolute Priorität. Dafür ist sie bereit, alles einzusetzen, ihren Tagesablauf minutiös zu gestalten, darauf zu achten, dass weder Eistraining, off-ice-Training, Entspannung, Medientermine, Foto-Shootings und nicht zuletzt auch Zeit, sich mit Freundinnen zu treffen, unter einen Hut zu bringen sind. Kein leichtes Unterfangen. Die 17-Jährige schafft es jedoch mit Leichtigkeit, weiss ihre Familie, ihre Eltern Bettina und Ernst Meier und ihre jüngere Schwester Nadja hinter sich, das gibt ihr die Sicherheit, die sie in ihrem jugendlichen Alter braucht.

Mittelschule im Fernstudium

«Mit meiner neuen Saisonplanung war ein regelmässiger Besuch der Kantonsschule Bülach nicht mehr zu vereinbaren, so haben wir in der Familie und mit der Lehrerschaft gemeinsam beschlossen, dass ich ein Fernstudium bei der AKAD in Angriff nehme», erklärt Sarah Meier, der es sehr wichtig ist, neben ihrem Spitzensport auch die schulische Ausbildung keinesfalls zu vernachlässigen. Jeweils am Samstag und am Donnerstagnachmittag wird sie in Oerlikon die Schule besuchen, die übrige Zeit wird die Spitzeneiskunstläuferin ihre Aufgaben zu Hause wahrnehmen, auch Prüfungen ablegen und sie von Lehrern der AKAD korrigieren lassen. «Für mich ist dieses Fernstudium momentan die beste Lösung und so werde ich voraussichtlich in zwei Jahren die Matur ablegen». «Diese Art von Schule ist schon gewöhnungsbedürftig, ich muss aufpassen, dass ich die sozialen Kontakte zu meinen ehemaligen Schulkollegen nicht ganz verliere», macht sich Sarah Meier Gedanken. Um dem vorzubeugen, wird sie einmal in der Woche in der Mensa der KZU ihr Mittagessen einnehmen und somit Gelegenheit haben, mit Schülern ihres Alters zu diskutieren. «Ausserdem trainiere ich ja während der kommenden Winter-Saison auch weiterhin auf der Hirslen im Bülacher Eislaufclub, meinem Heimclub, mit den Kaderläufern, darauf freue ich mich ganz besonders».

Canada und Japan als Bewährung

Unvergesslich ist der sensationelle fünfte Rang an der EM in Bratislava, als Sarah Meier als beste Westeuropäerin gefeiert wurde. Auch der sehr gute 12. Rang an der WM zeigte deutlich auf, dass nach der legendären Denise Biellmann endlich wieder einmal eine Schweizerin ganz an die Weltspitze gelangen könnte. Diese herausragenden Platzierungen des jungen Eislauf-Ausnahmetalents verpflichten aber auch. Für die neuen Programme wurden Spitzenkräfte eingesetzt. Das Kurzprogramm, klassische Musik von Yanni wurde von Mi Jung Pedrazzoli-Manfrini und Anita Pepperday einstudiert, für die Kür, Filmmusik von «Anna and the King» und japanischer Trommelmusik wurden die weltbekannten Choreographen Giuseppe Arena und Anjelica Krylova verpflichtet. Anfangs Oktober präsentiert Sarah Meier anlässlich der Finlandia Trophy in Helsinki erstmals ihre neuen Kürprogramme, richtig ernst wird es dann an den beiden Grand Prix's in Canada und Japan, wo die junge Bülacherin ausschliesslich auf die 12 weltbesten Eiskunstläuferinnen stossen wird. «Durch gute Platzierungen an diesen beiden Grand Prix erhoffe ich mir, das Ticket für die Olympischen Spiele erkämpfen zu können», hofft Sarah Meier. Der Entscheid liegt beim Olympischen Komitee. «Sie werden nur Athleten schicken, welche mindestens eine Platzierung im Mittelfeld erreichen können», zeigt die junge Frau die hohen Anforderungen des Olympischen Komitees auf. Die Teilnahme an der EM in Lausanne ist sicher, höchstwahrscheinlich ist auch der Start an der WM in Nagano, Japan, im März 2002.

Schwierige Gratwanderung

Auch ein Ausnahmetalent wie Sarah Meier ist nicht von gesundheitlichen Rückschlägen verschont, die Dreifachsprünge, oft in Kombination mit einem weiteren Dreifachsprung, fordern ihren Tribut. Schmerzen in den Knien, an den Füssen gebieten Einhalt, fordern Rücksicht auf die Gesundheit. «Jede Spitzeneiskunstläuferin muss sich ab zu mit Schmerzen herumplagen, auch ich mache da keine Ausnahme. In diesem Fall reduziere ich einfach mein Sprungtraining, sodass ich keine gesundheitlichen ernsten Schäden zu befürchten habe». Beste medizinische Betreuung erhält die Spitzenathletin durch ihre Mutter, Aerztin Bettina Meier, die streng darauf achtet, dass sich ihre zierliche Tochter nicht übernimmt. «Alle fünf Dreifachsprünge klappen gut im Moment, auch die schwierige Kombination Dreifachlutz-Dreifachtoeloop stehe ich bereits sehr oft», freut sich Sarah. Sie wird diese Höchstschwierigkeit, welche von kaum einer Weltklasseläuferin im Wettkampf gezeigt wird, zum Saisonbeginn noch nicht in ihre Kür einbauen. «Vielleicht warte ich damit an der Schweizermeisterschaft in Oerlikon auf».

Bewährtes Betreuerteam

Neben den beiden versierten Eistrainern Mark Pepperday und Eva Fehr-Ruf, ihrer Tante und persönlichen Trainerin, welche sie zu den meisten internationalen Wettkämpfen begleitet, gehört nach wie vor auch Choreografin Anita Pepperday und Sportphysiotherapeut Martin Wälchli, von Physiotherapie Neuhof, Bülach, zum Betreuerstab der Bülacherin. «Alles im off-ice-Bereich trainiere ich bei Martin Wälchli, Krafttraining, Koordination, Gleichgewicht, Schnelligkeit, die persönliche Betreuung des Sport-Physiotherapeuten ist für mich von grösster Wichtigkeit». Für die Ausdauer steht in der Wohnung der Familie Meier ein Fitnessgerät, das Sarah täglich benutzt, ausserdem geht sie in einer Gruppe ins Fitness in Kloten.

Verpflichtungen als Star . . .

Jeweils nach internationalen Wettkämpfen steht das Telefon bei Meier's kaum mehr still, Autogrammwünsche häufen sich, denen Sarah aber gerne nachkommt. In vielen Illustrierten und weiteren Printmedien sind grosse Reportagen des Ausnahmetalentes erschienen, die bildhübsche Eiskunstläuferin eignet sich auch sehr gut als Fotomodel mit ihren perfekten Massen. Zahlreiche Veranstalter schmücken sich gerne mit der attraktiven Sportlerin, soziale Institutionen fragen sie um Unterstützung an. Dies alles nimmt auch Zeit in Anspruch. Sarah Meier geniesst es, im Rampenlicht zu stehen, weiss aber auch, dass sie in der kommenden Wettkampfzeit diese Termine beschränken muss, um sich nicht zu verzetteln. «Der Sport steht für mich im kommenden Winter an absolut erster Stelle, darauf will ich mich konzentrieren», gibt sich Sarah Meier bestimmt.


Spitzensportlerin

 
Die 17-jährige Bülacher Eiskunstläuferin Sarah Meier
freut sich auf die kommende Eiskunstlauf-Saison mit vielen sportlichen Höhepunkten.

 

 

 


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